Mo., 12. Januar 2026, 18:00 Uhr

AKADEMIE-FORUM: ALIA MOSSALAM

Vortrag: How Does a Song Travel through Time?

Pierre Boulez Saal - Mozart Auditorium

How Does a Song Travel through Time?

Berlin Sound Archives and the Critical Labor of Decolonization and Return


In ihrem Vortrag befasst sich Alia Mossallam sich mit Tonaufnahmen nordafrikanischer Gefangener, die während des Ersten Weltkriegs entstanden und im Lautarchiv der Humboldt-Universität in Berlin aufbewahrt werden. Die Musikerinnen Kristina Georgieva und Aimee Rabah (die beide an der Barenboim-Said Akademie studieren) setzen sich musikalisch mit Aufnahmen bulgarischer Kriegsgefangener aus dem Ersten Weltkrieg bzw. den Aufnahmen von Robert Lachmann auseinander, die er in den 1930er Jahren in Palästina herstellte. Aus dieser Perspektive untersucht Mossallam die Anwendung von Gewalt, die den Erzählern ihre Geschichten genommen und sie statt dessen zu Archivobjekten in einem kolonialen Projekt der Wissensproduktion gemacht hat. Dabei stellen sich eine Reihe von Fragen: Welche Art des Zuhörens ist in diesem Zusammenhang möglich? Wie beeinflusst die Art und Weise des Hörens unser Verständnis von und unsere Praxis der Restitution? Was kann durch die Rückgabe eines Tonarchivs tatsächlich zurückgegeben und erfahrbar gemacht werden, wenn eine wirkliche, abschließende Rückkehr doch unmöglich bleibt? Und welche Möglichkeiten bietet die Rückgabe von Geschichten oder „kommunalen Überresten” (Ariella Azoulay) für gegenwärtige Akte der Restitution und zukünftige Vermächtnisse von Solidarität und Überleben?

Alia Mossallam ist Kulturhistorikerin, Autorin und Pädagogin und beschäftigt sich mit Liedern, die Geschichten erzählen, und Geschichten, die von wenig bekannten Bewegungen in der Weltgeschichte berichten. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Towards Sonic Resocialization“, dessen Ziel es ist, Aufnahmen aus dem Lautarchiv der Humboldt-Universität in Berlin an die Herkunftsorte der Kriegsgefangenen zurückzugeben. Dies ist Teil ihrer Forschung, in der sie sowohl die Solidarität zwischen nordafrikanischen Arbeitern und Soldaten an den Fronten des Ersten Weltkriegs untersucht als auch die Aufstände betrachtet, die nach deren Rückkehr aus Ägypten nach Marokko ausbrachen. Ihre Arbeit konzentriert sich darauf, die physischen und politischen Bewegungen dieser Menschen anhand von Liedern nachzuzeichnen, die in den Archiven der Länder, durch die sie gereist sind, dokumentiert sind, sowie anhand jener Lieder, die in der kollektiven Erinnerung ihrer Heimatländer weiterleben.

In englischer Sprache
Mit musikalischen Beiträgen von Kristina Georgieva (Violine) und Aimee Rabah (Klarinette), Studentinnen an der Barenboim-Said Akademie

KÜNSTLER:INNEN

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