„Von Flügeln“ will das lyrische Ich in diesem Band sprechen, wie es in dem Gedicht Zur Eröffnung heißt – dem eigenen Körper enthoben gewinnt es so den Überblick für seine Beobachtungen. Abdalrahman Alqalaqs Gedichte und Prosatexte haben dabei mitunter einen bitteren Ton, sie handeln von Krieg, Flucht und Leben im Exil, wollen aber auch die zärtlichen Momente nicht vergessen. Sie spüren der alten Heimat nach, der Distanz, die sich zwischen dem Ich und ihr aufgetürmt hat, setzen sich mit der neuen auseinander, gedenken Freund:innen. Das Leben im Exil erscheint als Leben in einem Zwischenbereich, dem die Sprache in nachhallenden Bildern nachgeht, mal feiner, mal heftiger, aber immer eines: intensiv.
Absentes nimmt Form an
Meine Wohnung tut nur eines: sie erinnert mich an Dinge,
die nicht da sind
Die Wände, die Treppe
die Fenstergriffe, Türklinken, Möbelkanten
das leere Sofa
gebrochene Schatten auf einem Tisch mit zwei Stühlen
Alles verweist auf Fehlendes
und will mich in den Wahnsinn treiben
Irgendwann nimmt das Absente Form an
und man spricht zu ihm und wettet:
Wer von uns ist präsenter in dieser Wohnung?
Abdalrahman Alqalaq, 1997 in Alyarmouk, einem Flüchtlingslager am Rand von Damaskus, geboren, ist ein palästinensischer Schriftsteller, Dichter und Performer. Derzeit studiert er Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis mit Schwerpunkt Theater und Literatur sowie Kulturpolitik im internationalen Vergleich an der Universität Hildesheim und an der Université Mohammed V im marokkanischen Rabat. 2022 erschien sein erster Lyrikband vierundzwanzig in arabischer Sprache in Kairo. Einige seiner Texte wurden im Weiter Schreiben Magazin veröffentlicht.
In deutscher und arabischer Sprache
Mit einem musikalischen Beitrag von Shai Lustig, Studentin an der Barenboim-Said Akademie